Hannah (Malibus Gentlemen 1) (German Edition) Read online
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»Ich bin mir nicht mehr sicher, mit gelb und lila Blumen, wissen Sie?« Ja, natürlich wusste ich das, denn sie hatte es mir bereits fünf Mal am Telefon gesagt. Aber der Kunde war König, und auch wenn ich privat meiner Neigung zur Diskussion und ironischen Bemerkungen nachgegeben hätte, zügelte ich mich in meinem Job auch diesmal.
»Ich verstehe«, murmelte ich vorsichtig und wir betraten den Laden. »Wir werden schon das Richtige finden, Mrs. Miller.« Ein weiterer Punkt auf meiner Erfolgsliste: Zeige deinem weiblichen Klienten immer, dass du ihr Vorhaben zu heiraten, den Namen des Mannes zu tragen, verinnerlicht hast, indem du sie von Anfang an mit dem zukünftigen Namen ansprichst.
***
Ohne auf die Nummer zu sehen, nahm ich den Anruf auf meinem Handy an.
»Hallo?«, fragte ich und überflog die E-Mail, welche ich gerade bearbeitet hatte. Es war ein Empfehlungsschreiben, das ich auf meiner Homepage freigeben wollte. Die Hochzeit war bereits vorüber und oft bekam ich Gästebuch-Einträge oder Schreiben, die Dankbarkeit ausdrückten. So auch jetzt.
Ein tiefes Räuspern durchbrach den kurzen Moment der Stille.
»Spreche ich mit Hannah Stone?«, fragte jemand in einem rauen, leicht heiseren Tonfall.
»Ja, die bin ich und Sie sind?« Durch den Klang der Bassstimme des Mannes am anderen Ende, besaß er nun meine volle Aufmerksamkeit. Aus der Ferne hörte ich die Vögel zwitschern, die vor meinem Fenster Einzug gehalten hatten.
»Gut, ich habe Ihre Unterlagen und Setcard vorliegen, vielen Dank dafür«, sagte er ohne Umschweife, und ich versuchte mich zu erinnern, ob ich noch auf Antworten für ausstehende Bewerbungen wartete. Aber da war nichts, außer ein schwarzes Loch in meinem Kopf. Ohne lange um den heißen Brei zu reden, fuhr er fort: »Ich mach es kurz, wir sind sehr begeistert und meine Verlobte würde sich gerne mit Ihnen treffen.« Er sprach schnell und gezielt, was darauf schließen ließ, dass er in Eile war.
»Hören Sie, ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wovon Sie reden!«, unterbrach ich ihn unhöflich, aber ich hatte wirklich keine Idee, was der Typ wollte!
»Na ich spreche doch mit Hannah Stone? Die Hochzeitsplanerin?«, entgegnete er genervt, und ich konnte förmlich hören, wie er die Kiefer aufeinander mahlte.
»Ja, aber ...«
»Sehen Sie? Also! Ich habe hier Ihre Mappe liegen, wir wollen Sie buchen, wo ist das Problem?«
»Dass ich weder Mappe, Anschreiben noch Setcard herausgegeben habe!«, sagte ich energisch und kniff wieder mit Daumen und Zeigefinger in meinen Nasenrücken. Wieso musste ich mich immer mit solchen Spinnern herumschlagen? »Haben Sie sich vielleicht verwählt?«
»Ich bitte Sie!« Spöttisch ertönte ein tiefes Schnauben. »Ich bin durchaus in der Lage zu lesen! Ihre Unterlagen liegen hier vor mir.«
»Das ist unmöglich«, knurrte ich.
»Gott, was für eine Esoterikerin«, murmelte er, aber ich verstand ihn dennoch. Etwas lauter fuhr er fort, »Hören Sie Hannah, Kelly, meine Verlobte, würde Sie morgen Abend gerne sehen. Sagen wir um acht? Im Sammys Beach Restaurant? Ich habe es gegoogelt, das ist bei Ihnen ums Eck.«
»Aber ...«
»Cool, ich sage Kelly Bescheid. Danke vorab! Bis morgen dann!« Ohne ein weiteres Wort legte er auf.
»Was zur Hölle ...?«, hauchte ich und starrte das Telefon an. Als ich die eingegangenen Anrufe durchklickte, sah ich, dass es ein unbekannter Anrufer gewesen war. Na super.
Irgendein Verrückter behauptete, dass ihm meine Mappe vorläge, die ich nur an ausgewählte Kunden herausgab. Das konnte ja heiter werden.
Woher hatte er meine Unterlagen und ... Ich richtete mich auf. Moment mal, wieso ging ich denn davon aus, dass dieser Trottel die Wahrheit gesagt hatte? Es konnte sich doch genauso gut um irgendeinen Triebtäter handeln, der in seiner Bruchbude schon zwanzig gutgläubige Hochzeitsausstatterinnen gehäutet hatte. Ich nahm schwer an, dass er hobbymäßig Schmetterlinge züchtete, die dann lustig um die halb zersetzten Leichen flatterten.
Mir wurde übel.
Andererseits hatte er diese Nummer gehabt. Es handelte sich nicht um irgendeine und ganz bestimmt nicht jene, die ich im Gewerberegister angegeben hatte. Um genau zu sein, bekamen nur die Leute diese verdammte Rufnummer, die mich gebucht hatten. Was voraussetzte, dass ich ihnen zuvor meine Mappe und die KONTAKTDATEN hatte zukommen lassen. So lief das im Allgemeinen.
... wie ein Triebtäter hatte er sich nicht angehört. Eher wie der typische Bräutigam, dem bereits jetzt die Ehe über den Kopf wuchs. Ich verfluchte mich für meine nicht vorhandene Schlagfertigkeit. Denn wäre ich nicht so sprachlos gewesen, hätte ich ihn fragen können, wie er an meine Unterlagen herangekommen war. Und genau das wollte ich noch immer herausfinden. Er hatte ein Restaurant vorgeschlagen, also würde ich in der Öffentlichkeit und damit zunächst in Sicherheit sein.
Ich würde dorthin gehen und zur Not aus diesem Clown herausprügeln, welcher Idiot einfach meine Daten weitergab. Und dann ... ja, dann würde ich gehen.
So einfach!
Wenigstens war es ein Plan.
Als ich an diesem Tag endlich zu Hause war und auf meinem Balkon gerade ein Glas Rosé genoss, rief meine Schwester Melissa an.
»Hey«, begann sie, »rate mal, was passiert ist!«
»Hallo. Und: Ich habe KEINE Ahnung«, erwiderte ich, legte meine Beine auf das Geländer und genoss die letzten Sonnenstrahlen, ehe die Sonne unterging. Meine flippige Schwester brachte mich zum Schmunzeln. Solche Anrufe waren an der Tagesordnung.
»Ich hab ein verdammtes Interview mit Adam Moore!«
»Wem?«
»Dem Surfer, von dem ich dir vor ein paar Tagen erzählt habe.«
»Oh, okay. Ich schätze, das ist cool?«, murmelte ich und klemmte das Telefon zwischen Schulter und Ohr, um einen Faden an meinem Cardigan zu zwirbeln.
»Du schätzt, das ist cool?«, rief sie. »Das ist der Oberhammer! Er hat seit vier Jahren kein Sportinterview mehr gegeben!«
»Ich dachte, er ist berühmt?«
»Ja, Interviews gibt er schon, aber da geht’s immer nur um seine Firma. Nie um ihn und jetzt – er hat zugestimmt!«, sagte sie euphorisch und steckte mich mit ihrem Lachen an. »Kannst du das glauben?«
»Nein, das scheint ... besonders zu sein?« Melissa war erfrischend.
»Das ist der WAHNSINN! Gott, er ist so gut aussehend.« Ja, das hatte ich bemerkt.
»Du hättest ihn sehen sollen, dieser Gesichtsausdruck, der sich über seine Züge legt, wenn er sinnlich und tief lacht. Himmel, ich bin verliebt!«, rief sie und ich dachte für mich, dass es mir ähnlich ging.
»Moment mal, du hast diesen Typen schon getroffen?«
»Na ja, nein. Nicht wirklich, aber ich hab mir bei Google Fotos von ihm angeguckt, während ich mit ihm telefoniert habe.«
»Du bist da einfach so durchgekommen?«, fragte ich erstaunt. »Einfach so?« Bemerkenswert, selbst für eine so überzeugende Person wie meine Schwester.
»Ich bin eben charmant!«, erwiderte sie. »Und bei dir? Wie war dein Tag?«
Meine Schwester und ich plauderten mehrmals die Woche miteinander. Immer, wenn etwas anstand oder Aufregendes passiert war. Was bei Melissa quasi täglich vorkam.
»Nichts Besonderes, außer dass so ein irrer Typ angerufen hat, und behauptete, er habe meine Mappe.« Ich schnaubte laut. »Lächerlich. Unhöflich war er auch!«
»So? War er?«, fragte Melissa nach.
»Ja«, echauffierte ich mich. »Dreist und ätzend. Ein richtiges Arschloch!«
»Und? Nimmst du den Auftrag an?«
»Sicher nicht, verflucht!«, erklärte ich entrüstet. »Ich treffe mich morgen Abend mit seiner Verlobten – wenn es sie überhaupt gibt – und werde sie über das Missverständnis in Kenntnis setzen. Woher auch immer er glaubt, diese Infos zu haben.«
»Vielleicht war er auf deiner Homepage und behauptet einfach, dass er deine Mappe hat?«, warf sie in meinen Redeschwall ein. Ich stutzte, das konnte möglich sein, wenn auch nicht sonderlich wahrscheinlich. Außerdem blieb dann noch die Frage, woher er meine Geheimnummer hatte.
»Egal, morgen werde ich es ja wissen!«
»Eben«, erwiderte sie kichernd.
»Was gibt’s da zu lachen?«
»Na ja, es passiert nicht oft, dass dich jemand so auf die Palme bringt«, antwortete sie weiterhin glucksend. »Hast du ihm das so gesagt?«
»Natürlich! Hallo? Ich weiß doch, wem ich meine Mappe gebe!«
»Und was war seine Antwort?«
»Er meinte, er wäre sehr wohl imstande zu lesen«, schäumte ich und imitierte seine Stimme, was mir nicht wirklich gelang. Meine Schwester konnte sich vor Lachen kaum beruhigen.
»Ich wüsste nicht, was daran so witzig ist«, knurrte ich, immer noch vollkommen in Rage, als sich meine Gedanken in das groteske Gespräch zurück vertieften.
»Schade, dass er dich für seine Hochzeit buchen will ...«, sagte sie schließlich seufzend. »Es passiert nicht oft, dass dich jemand deine Contenance verlieren lässt.«
Ich nahm einen tiefen Schluck Rosé. »Stimmt, aber dieser Freak hat es innerhalb 3 Sekunden geschafft.«
»Wie heißt der Typ?«, fragte sie. »Wir googeln ihn.«
»Das ist das Nächste. In seiner grenzenlosen Arroganz, hat er keinen Namen gesagt, ich habe nur den Namen seiner Verlobten ›Kelly‹!«
»Oh ...«, murmelte sie und das Geklapper im Hintergrund hörte auf, sie kochte nebenbei, das tat sie immer. Meine Schwester aß, wann immer sie die Finger frei hatte und war dennoch sehr schlank. »Aber was machst du jetzt? Nimmst du den Termin wahr?« Sie klang gespannt.
»Mh«, knurrte ich zustimmend nickend, obwohl sie es gar nicht sehen konnte, und schluckte den Wein. »Ja, ich gehe hin und kläre das Missverständnis auf. Ich habe keine Lust, eine negative Bewertung zu kassieren.«
»Ja, ist klar. Sagst du mir morgen, wie es gelaufen ist? Mein Auflauf ist fertig.«
Ich lachte. »Immer am Essen, was?«
»Na ja, ich hab ja auch viel Sex, ich brauche die Kalorien!«
»Doppelt Käse?«, fragte ich, einfach nur, weil ich sie kannte.
»Aber hallo!«
»Full-fat?«
Empört schnaubte sie. »Alles andere ist kein Käse, Liebes! Möchtest du vorbeikommen?«
»Nein, danke. Ich faste heute Abend!«, erwiderte ich. Meine Schwester wohnte fast am anderen Ende der Stadt, es hätte eine halbe Stunde gedauert, bis ich bei ihr gewesen wäre und ich wollte mich einfach nur entspannen.
»Du fastest immer!«
»Ich hab ja auch keinen Sex!«, setzte ich dagegen.
»Amen Schwester. Ruf mich morgen an, und erzähle mir, wie es gelaufen ist!«
Noch ehe ich ihr antworten konnte, hatte sie schon aufgelegt. Ich schüttelte den Kopf, es würde spannend werden morgen Abend, denn ich hatte mit Sicherheit niemandem meine Mappe gegeben, also war es interessant zu erfahren, wie der Kunde meine Unterlagen in die Hände bekommen hatte ... und ob er vielleicht wirklich ein gesuchter Massenmörder war.
Kapitel 2
Hannah
Ich hasste dieses beschissene Restaurant. Wobei nein, es war kein Restaurant. Das Sammy’s glich eher einer Bar – absolut und zu hundert Prozent ungeeignet, um sich dort mit jemandem zu verabreden, der eine Hochzeit plante. Es war laut, es war voll, vor allem von Surfern und karibischer Musik. Die leicht bekleideten Mädchen hinter dem Tresen teilten ein Bier nach dem nächsten aus, und ich wusste sofort, dass ich in meinem hellen Bleistiftrock, in dessen Bund eine lockere, flattrige ärmellose Bluse steckte, total overdressed war. Aber ich hatte eben einen Grundsatz und der besagte, dass ich zu offiziellen Terminen ordentlich im Businesslook ging. Weshalb ich nicht mein schwarzes oder dunkelrotes Kleid trug? Nun, weil ich mich zum Lunch mit einem bereits unter Vertrag genommenen Pärchen treffen würde, und wir im Country Club von Malibu zu Mittag aßen. Dort konnte ich nicht in Schwarz auftauchen und nur zu Abendveranstaltungen in Rot. Nicht im Heiligen Land. Der zehn Zentimeter Pfennigabsatz meiner weißen, eleganten High Heels blieb in dem verdammten Holzsteg stecken und ich fluchte innerlich ungehalten, als ich ihn wieder herausziehen musste. Was für ein beschissener, peinlicher Auftritt!
Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und blickte mich in dem Raum um. Es war einiges los, obwohl es erst früher Abend war, die Sonne immer noch vom Himmel brannte und das Leben auf dem Wasser nach wie vor tobte. Dies war eine typische Surferbar. Ich war noch nie hier gewesen, aber ich wusste, dass Melissa hier ab und an herumhing, und aus ihren Erzählungen kannte ich den Schuppen. Sie stand auf diesen Typ Mann, ich jedoch wollte mit diesen verdammten Schönlingen nichts zu tun haben. Der Nachteil an der Geschichte? Wenn man in einer Stadt wie Malibu lebte, war es schwer, jemanden zu treffen, der kein Surfer, Rettungs- oder einfach nur Schwimmer war, oder nichts damit zu tun hatte, da sich hier das Wellenreiten anbot. Zumindest hatte ich es bis jetzt geschafft, einen deutlichen – riesigen – Bogen um diese Typen zu machen, die dachten, mit funkelnden Augen, brauner, gestählter muskulöser Haut und dem Aufblitzen weißer Zähne könne man alles ins Bett kriegen, was zwei Beine und eine Vagina hatte. Wobei ich mir ehrlich gesagt nicht sicher war, ob zwei Beine wirklich ein Kriterium darstellten.
Ich trat langsam an einen Tisch – der einzige, an dem eine einsame weibliche Person saß –, und betrachtete das Mädchen näher. Eine erwachsene Frau war es in meinen Augen nicht. Blitzschnell, wie mein Beruf es verlangte, scannte ich ihre Gestalt. Obwohl sie saß, war sie wesentlich größer als ich, sehr schlank und ... unscheinbar. Mir war bewusst, dass dies eines der vernichtendsten Worte war, um das Aussehen eines Menschen zu beschreiben, aber es war mir nun mal als Erstes in den Sinn gekommen. Sie hatte Sommersprossen auf der Nase und den Wangen und ihre Augen waren von einem leichten Grün, ungeschminkt. Offen gesagt sahen sie mich sehr schüchtern an. Ihr Haar war blond und schulterlang, mit den Spitzen ein wenig nach innen gebogen. Für meinen Geschmack zu langweilig, aber das war nicht mein Problem, ich musste diese Frau nicht heiraten. Sie trug ein gelbes, einfaches Trägeroberteil, das ihren Hautton, sie war sehr hell, trotz des Ganz-Jahres-Sommers hier in Kalifornien, noch blasser machte und sie ein wenig ... krank aussehen ließ. Dazu hatte sie helle Jeans mit Sneakers kombiniert. Sportlich war in Ordnung, fand ich. Wenn es gut zusammenpasste. Das Einzige, das mir auffiel und mir als Mann möglicherweise den Atem geraubt hätte, waren diese langen, pechschwarzen Wimpern, die mit ihrem eleganten Schwung nach oben gebogen waren. Nur, um mit ihren Enden die schönen, weiblich geformten Augenbrauen zu betonen. Dafür wäre allerdings ein klein wenig mehr Mühe nötig gewesen.
»Kelly?«, fragte ich nach der kurzen Bestandsaufnahme.
Sie nickte verunsichert. »Ja, die bin ich!«
»Hi, ich bin Hannah Stone«, erklärte ich, reichte ihr die Hand, und nachdem sie mich quasi kaum berührte, ließ ich mich auf dem Stuhl nieder. »Ihr Verlobter hat mich kontaktiert.«
»Ich weiß«, begann sie sofort aufgeregt zu erzählen. Offenbar – und das konnte ich sofort einschätzen – war ihr Verlobter ein Thema, bei welchem sie sich sicher fühlte. »Er denkt, wir brauchen jemanden, der uns die Hochzeit plant.«
Langsam hob ich eine Braue. Dieses Gespräch dürfte interessant werden. Ich bedeutete der Kellnerin, dass ich gerne ein Glas Wasser hätte – während eines Termins mit meinen Klienten trank ich niemals Alkohol, außer es ging um die Wahl des Champagners oder Tischweines.
»Und was denken Sie, Kelly?«
Verunsichert biss sie sich auf die Lippe, aber nicht auf die sexy, heiße, unschuldige Nummer, die ich schon tausende Male bei einer Braut gesehen hatte, wenn sie ihren Bräutigam zu etwas überreden wollte. Nein, bei ihr war es ein Zwang aus Unsicherheit. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte oder was ich – in ihren Augen – hören wollte.
»Ich denke, dass ich Hilfe brauche«, sagte sie schließlich mit leiser Stimme und knetete ihre Hände.
»Hilfe brauchen?«
»Nun ...« Mutmaßlich, um Zeit zu schinden, nahm sie einen Schluck von ihrem Wasser. »... ich bin nicht so gut ... in so etwas.«
»So etwas?«, fragte ich nach. Nein, ich würde es ihr nicht leicht machen. Nicht nach dem, was ihr zukünftiger Mann am Telefon veranstaltet hatte. Wie konnte so eine schüchterne, fast
zerbrechlich wirkende Frau, etwas mit einem Freak wie dem Anrufer anfangen? Unbegreiflich, was Gott zusammenführte.
»Na ja, eine Hochzeit eben.«
»Aber Sie wollen heiraten?«, erkundigte ich mich kritisch und murmelte ein Danke an die Kellnerin, die mir mein Wasser brachte.
»Oh ja, das will ich!« Bei diesem Satz fand ihr Blick zum ersten Mal den meinen. Gut, immerhin etwas.
Sie senkte den Kopf wieder und ich fragte mich kurz, ob sie Angst vor ihrem Zukünftigen hatte oder einfach nur schüchtern war. Ihre Stimme schaffte es mich zu überzeugen. »Adam ist alles, was ich habe, ich bin so froh, dass er mich will!«, sagte sie und ich nickte leicht. Schon besser. Ich würde für niemanden die Hochzeitsplanerin spielen, wenn nicht für mich auf der Hand lag, dass Liebe vorhanden war. ›Zur Hölle, was denkst du da, Frau? Du willst diese Hochzeit gar nicht planen, schon vergessen?‹, schrie der Teufel auf meiner Schulter. ›Aber die Frau braucht Hilfe dabei, sieh sie dir doch an ...‹, jammerte der Engel herzzerreißend. Ah, Fuck!
»Kelly, wissen Sie«, begann ich, lehnte mich zurück und überschlug meine Beine. Mit Genugtuung bemerkte ich, dass einige der Männer den Blick nicht von ihnen wenden konnten. ›Siehst du Granny?‹, schrie ich in Gedanken. ›Man muss keine 90-60-90 haben, damit die Männer einen heiß finden.‹
›Warum hast du dann schon ewig keinen Sex mehr gehabt?‹, spottete der Teufel.
»Ich kann Ihnen helfen, diese Hochzeit auf die Beine zu stellen«, sagte ich langsam und mit gedämpfter Stimme, denn ich hatte das Gefühl, alles andere würde sie verschrecken, »Aber ein bisschen Zutun von Ihrer Seite aus brauchen wir schon.«
»Oh, Adam wird uns helfen, was die Entscheidung angeht.«
Verwundert hob ich wieder meine Brauen. »Haben Sie denn keine Vorstellungen?«